Gutbürgerliche Küche und Gastfreundschaft!

Semra Bektaș führt seit vier Jahren den «Seemannskeller». «Meine Gäste haben mich ins Herz geschlossen», sagt sie. Umgekehrt gilt das auch. 

Sie kennen den «Seemannskeller» nicht? Dann ist es höchste Zeit, Sie mit dem Lokal und der Gastgeberin Semra Bektaș bekanntzumachen. Der «Seemannskeller» liegt an der Südquaistrasse 21. Dort, wohin sich Landratten kaum getrauen. Hinter einer Unterführung und einem Kreisel. Im Untergeschoss eines mächtigen Silos am Hafenbecken 2. Bevor es die Mitglieder des Seemannsclub zu ihrem Clublokal ausbauten, diente es Hafenarbeitern als Garderobe. 

Beim Eintritt taucht man buchstäblich in eine andere Welt und eine andere Zeit. Schiffsmodelle, wie man sie auch im Hafenmuseum sieht (Westquaistrasse 2), Fotografien und Gemälde an den Wänden, eine Rahe mit gerefftem Segel an der Decke, die Schiffsglocke der «Regina», eine Handtrommel, mit Krokodilleder überzogen – Souvenirs, welche die Seeleute über Jahrzehnte von ihren Fahrten in ferne Länder zurückgebracht haben. An der Wand steht die «Wurlitzer». Voll stimmgewaltiger Sehnsucht. Nach einem Schiff, das kommen wird (Lala Anderson) und dich zur Insel in der Sonne bringt (Harry Belafonte), wo doch der Zug aller Wünsche schon längst abgefahren ist (Celentano). 

«Dass ich noch hier bin, liegt an den Stammgästen», antwortet Semra auf die nach den Corona-Jahren naheliegendste Frage, wie sie an diesem abgelegenen Ort über die Runden kam. Sie erhielt nicht nur viel aufmunternde Post, sondern auch Spenden, von Einzelnen, aber auch vom Seemannsclub und von Firmen. Semra ist Gastgeberin mit Leib und Seele. Herzlich, aufmerksam und zuvorkommend lebt sie, was wertvoller ist als Kochmützen und Sterne: Gastfreundschaft. 

Blick in den Seemannskeller (Bild zVg)

Freitags gibts das «blaue Band»

Der «Seemannskeller» ist von Montag bis Freitag jeweils zwischen 12 und 14 Uhr sowie 17 und 22 Uhr geöffnet. In der Küche wirkt Yüksel Tasocak. Die Karte umfasst die Klassiker der gutbürgerlichen Küche. Auch Vegetarier:innen kommen nicht zu kurz; spezielle Wünsche werden gern erfüllt. Mittags gibt es ein Menu (Suppe, Salat, Hauptgang). Am Freitag ist das Mittagsmenu immer das «Cordon bleu» (Reservation empfohlen). Mit etwas Glück trifft man am Mittwochabend den Seemannschor bei der Probe an. 

Wie wäre es mit einer Motto-Party? Am Wochenende kann der «Seemannskeller» für Vereinsanlässe und Familienfeste gebucht werden. Das Restaurant bietet 50 Sitzplätze; für Stehempfänge können bis 100 Gäste bewirtet werden.  

Matthias Brüllmann