Marktfahrerin aus Leidenschaft

Konfitüre, Sirup, Senf, Obst – Hannelore Leder ist Produzentin und Marktfahrerin aus Leidenschaft. Ein Porträt von Susanne Zeugin. 

Hannelore Leder, eine über 60jährige Frau, ist in Ötlingen aufgewachsen. Sie war umgeben von Obst- und Gemüsegärten, Bäumen und Reben. In den 90er Jahren erbte sie nach dem Tod des Vaters ein erstes Stück Land mit Himbeersträuchern und Obstbäumen. Bei Ihren Geschwistern, die nach wie vor in Ötlingen leben, kann sie noch die Scheune mitbenutzen und inzwischen ist das ökologisch bebaute Land noch mehr geworden. 

Sie und ihr Mann Ueli (er hat seinen Stand auf dem Wettsteinmarkt) haben über die Jahre etliche Bäume und andere Beerensträucher dazu gepflanzt. Ihr Credo ist: wir arbeiten 100 Prozent Bio! Und: no food waste! 

Mehr als Äpfel und Birnen

Hannelore verarbeitet alles in ihrer Küche. Es entstehen dort schmackhafte Konfitüren, Sirup und Senf und verschiedene andere Spezialitäten. Selbstverständlich verkauft sie auch saisonal alle geernteten Früchte frisch an ihrem Stand auf dem Markt: Kirschen, Sauerkirschen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Himbeeren in allen Farben, Brombeeren, Johannis- und Jostabeeren, Reineclaudes, Aprikosen, Trauben und Minikiwis. 

Neben Mirabellen und Kakifrüchten gibt es auch Biricoccolo! Schon mal gehört? Das ist eine Pflaumenart. Was stellen Sie sich unter Indianerbananen (Pawpaw) vor? Hannelore erklärt mir, dass die Pawpawfrucht ein wenig aussieht wie eine kleine Papaya. Ich google dieses Wort und siehe da: ich finde diese in Nordamerika sehr verbreitete Frucht sofort. Der Baum wird bis 4 Meter hoch und trägt nach circa fünf Jahren Früchte. Das Fruchtfleisch ist cremig, zart und mild. Der Geschmack erinnert an Mango, Papaya, Ananas etc. und an Vanille. Was für eine Potpourri von Geschmackseindrücken! Und daraus will Hannelore selbstverständlich auch Konfitüre kochen. Lecker!

Von der Grossmutter gelernt

Wo hat Hannelore gelernt, Konfitüren herzustellen? Sie beobachtete ihre Grossmutter und Mutter bei der täglichen Arbeit im Bauernfamilienbetrieb. Vor Schulbeginn pflückte sie als Teenie Beeren auf dem Familienbetrieb, um sich ein Taschengeld zu verdienen. Das war für sie ganz normal und zeitgemäss in den 70er Jahren.


Rezept für Türkischen Griesskuchen mit Sauerkirschen (Weichseln)


Sie hat viel selber ausprobiert, einfach mit den Früchten, die vorhanden waren. Oder Rezepte nachgekocht, die ihr Kund:innen erzählten oder die sie in alten Rezeptbüchern  entdeckt hat. Zucker nimmt sie nur ungefähr 1/3 zu 2/3 Früchten. Hinzugefügtes Apfelpektin verkürzt die Kochzeit, so dass das frische Aroma der Früchte erhalten bleibt. Sie hat zum Beispiel herausgefunden, dass sie Weichselkirschen (passen gut zum Kuchenrezept des Sauerkirschenkuchens nach einem türkischen Backrezept) auch mit den Kernen kochen kann und die Konfitüre dann ein feines Bittermandelaroma bekommt.

Alles wird per Velo befördert

Hannelore ist fast seit Beginn des Marktes im Jahr 2006 auf dem Matthäusplatz dabei. Sie hat sich einen Stand, Zelt, Transportkisten zugelegt. Sie (und ihr Mann) transportieren alles mit dem Fahrrad! Ein kleiner Motor unterstützt sie jetzt. Gut verständlich. Denn Ötlingen liegt zwar, wie die Basler:innen sagen, vor der Haustüre. Aber es geht bergauf. Und es zieht sich von Riehen ins Kleinbasel auf den Markt. Ihre Produkte können die Interessierten auch im Laden des «Stadtbuurs» in Riehen oder bei «Lokal» am Erasmusplatz kaufen. 

Manchmal fragen ihre Kunden nach einem Produkt. Warum haben Sie keine rote Grütze? Dann geht Hannelore hin und versucht rote Grütze herzustellen. Gelingt es, nimmt sie es in ihr Sortiment auf. Sie schätzt den Kontakt zu ihren Kund:innen sehr, auch die Nachfragen, Anregungen und Wünsche, die so an sie herankommen. 

Ich spüre ihre Freude an dieser sinnvollen Arbeit: eigenes Obst, Kräuter und Beeren zu schmackhaften Genussprodukten zu verwandeln. Das Abfüllen in diverse Gläser oder Flaschen geht ihr mit technischen Tricks einfach von der Hand. Sie schreibt die Produkte (mit Inhaltsstoffen) schön und nach Vorschrift an. Auch ihre Zitrusfrüchtekonfitüre gehört dazu. Sie macht aus allen möglichen Zitrusfrüchten Konfitüre. Von Gebana (gebana.com) kauft sie Orangen und Zitronen, die gibt es dann auch im Offenverkauf in der Winterzeit. Sie macht dies, um für Gebana Werbung zu machen. Sie findet dies eine gute Organisation. Die Bitterorangen hat sie in diesem Jahr von einer Baslerin, die in Sizilien lebt, bekommen.

Hannelore fragt mich noch, ob ich schreiben könne, dass sie einen neuen, ebenerdigen Lagerplatz für ihr Material um den Matthäusplatz herum sucht. Wer ihr helfen kann und/oder etwas anzubieten hat, kann sie gerne auf dem Markt oder via Homepage www.frucht-werk.ch kontaktieren.

Susanne Zeugin